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Blausäure (HCN)

Blausäure (HCN) ist eine der am schnellsten wirkenden und tödlichsten bekannten chemischen Substanzen. Sie ist auch unter den Namen Cyanwasserstoff oder Zyanwasserstoff bekannt (die Salze heißen Cyanide, z.B. Kaliumcyanid).


Was ist Blausäure?

Beschreibung: Bei Raumtemperatur ist es eine farblose bis leicht gelbliche Flüssigkeit, die jedoch extrem flüchtig ist und bereits bei etwa 26 °C in den gasförmigen Zustand übergeht. Der Geruch wird oft als charakteristisch “bittermandelartig” beschrieben, doch ein großer Teil der Bevölkerung kann ihn genetisch bedingt nicht riechen.
Vorkommen: Sie kommt natürlich in geringen Dosen in Kernen einiger Obstsorten vor (Aprikosen, Pfirsiche, Bittermandeln), wird aber auch bei der unvollständigen Verbrennung von stickstoffhaltigen Materialien gebildet, wie z.B.:
· Kunststoffen (Polyurethan, Polyacrylnitril, Nylon)
· Wolle, Seide
· Tabak


Was ist daran so extrem giftig? Der Wirkmechanismus

Die tödliche Wirkung von Blausäure ist keine langsame Vergiftung, sondern eine schnelle und brutale Blockade der Zellatmung auf molekularer Ebene.

So funktioniert es:

  1. Eindringen in den Körper: Blausäuregas wird eingeatmet, die flüssige Form kann über die Haut aufgenommen werden.
  2. Transport zur Zelle: Über das Blut gelangt das Blausäure-Molekül (HCN) in jede Zelle des Körpers.
  3. Blockade des “Zellkraftwerks”:
    · In den Mitochondrien, den “Kraftwerken” unserer Zellen, findet die Atmungskette statt. Hier wird mit Hilfe von Sauerstoff Energie (ATP) produziert.
    · Ein zentrales Enzym in diesem Prozess ist die Cytochrom-c-Oxidase.
    · Das Cyanid-Ion (CN⁻) aus der Blausäure bindet irreversibel an das Eisen-Ion in diesem Enzym.
  4. Folge: Erstickung im Gewebe (Innere Erstickung):
    · Das Enzym ist blockiert und kann seine Aufgabe nicht mehr erfüllen.
    · Die gesamte Zellatmung kommt zum sofortigen Stillstand.
    · Der Sauerstoff im Blut kann nicht mehr von den Zellen verwertet werden.
    · Die Zellen ersticken bei gleichzeitiger Sauerstoffsättigung des Blutes. Das venöse Blut sieht aufgrund des nicht verbrauchten Sauerstoffs hellrot aus, wie arterielles Blut.

Symptome einer Blausäurevergiftung

Die Wirkung ist dosisabhängig und extrem schnell:

· Bei hohen Dosen (Inhalation): Fulminanter Verlauf in Sekunden bis Minuten.
· Sofortiger Bewusstseinsverlust
· Krampfanfälle
· Atemstillstand und Kreislaufversagen
· Tod innerhalb weniger Minuten.
· Bei niedrigeren Dosen oder langsamerer Aufnahme:
· Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen
· Beschleunigte Atmung, Beklemmungsgefühl in der Brust
· Herzrasen (Tachykardie)
· Rote Haut und Schleimhäute (durch die Sauerstoffstauung im Blut)
· Typischer Bittermandelgeruch der Ausatemluft (wahrnehmbar für die, die ihn riechen können)


Wo liegt die Gefahr? (Kontext der vorherigen Fragen)

Im Zusammenhang mit Windrädern und Bränden ist Blausäure eine sekundäre Gefahr:

Brand von CFK- oder GFK-Rotorblättern:
Die Rotorblätter enthalten Epoxidharze und andere Kunststoffe, die Stickstoff (N) enthalten.
Brand von Polyurethan (PUR)
Wird z.B. für Isolierungen und Schäume verwendet und ist ein Hauptverursacher von Blausäure bei Bränden.

Bei der unvollständigen Verbrennung dieser stickstoffhaltigen Materialien entsteht unter anderem Blausäuregas, das sich rasch in der Luft verteilt.

Für Feuerwehrleute und Retter ist Blausäure im Rauchgas eine der gefürchtetsten Gefahren, da sie auch durch die Atemschutzmaske dringen kann, wenn diese nicht dicht anliegt oder für Gase ausgelegt ist.


Erste Hilfe / Gegengift (Antidot)

Eine Behandlung muss sofort erfolgen. Es gibt spezielle Antidot-Kits (z.B. mit Hydroxocobalamin, einer Vorstufe von Vitamin B12, das Cyanid bindet). Die Therapie zielt darauf ab, das Cyanid von seinem Zielenzym zu lösen und es in eine ungefährliche Form umzuwandeln, die ausgeschieden werden kann.

Zusammenfassend

Blausäure ist ein atemanlähmendes Zellgift, das die Energieproduktion des Körpers auf molekularer Ebene sabotiert. Seine tödliche Wirkung entfaltet es nicht durch einen Mangel an Sauerstoff in der Luft, sondern dadurch, dass es den Körper zwingt, an seinem eigenen Sauerstoff zu ersticken. Aufgrund ihrer hohen Flüchtigkeit und schnellen Wirkung ist sie in industriellen und Brandkontexten eine der akut lebensbedrohlichsten chemischen Gefahren.

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